Liebe Bienenfreunde und Freunde der Stiftung,
wir verzeichneten an unserem Standort in Ungarn in den Monaten März und April ungewöhnlich viele Regentage. Häufig bei Temperaturen zwischen +8° und +12°. Bienenflug fand an den meisten Tagen nicht statt. In diese Zeit fiel auch die hiesige Obstbaumblüte. Die Einträge entwickelten sich daher ungewöhnlich schwach. Diese Entwicklung trifft auch auf die Brut zu.
Bei den Testvölkern verzeichneten wir einen Gewichtsaufbau von durchschnittlich nur 8,5 % (Stichtag 01.04. vers. 25.02.). Das gab in den letzten beiden Apriltagen Anlass zur Sorge um ausreichende Futterbestände, da die Honigbestände aus dem Vorjahr weitestgehend aufgebraucht waren.
Fast übergangslos stiegen die Temperaturen dann auf ein frühsommerliches Niveau und die Pflanzen entwickelten sich prächtig (Bilder im nächsten Blog). Jetzt zum Ende Mai verzeichnen wir eine Gewichtszunahme von 45 % (Stichtag 25.5. vers. 01.04.). Die Tendenz zeigt sich weiter steigend.
In der konventionellen Bienenhaltung würde jetzt die erste Honigernte vorgenommen, was wir, innerhalb unseres Forschungsprojekts, im Interesse der Bienengesundheit, bekanntermaßen nicht tun.
Seit ca. vier Wochen ist, nach einer deutlichen Abschwächung im März auch wieder eine sehr starke Bruttätigkeit zu registrieren. Die Population der Völker stieg im Vergleich zum Februar auf das ca. siebenfache. Der geschätzte Bestand in den Völkern liegt, von Volk zu Volk unterschiedlich, zwischen 20.000 – 30.000 (bei 4 Völkern) und 30.000 - 35.000 Bienen (bei sechs Völkern).
Das führte bei den populationsstarken Völkern bereits zum Bau von von Weiselzellen. Für die weniger fachkundigen Leser und Leserinnen unter Ihnen: in den Weiselzellen werden neue Bienenköniginnen gepflegt. Die entstehen dadurch, dass die geschlüpften Bienen in Weiselzellen ausschließlich mit dem sogenannten Gelée Royal gefüttert werden, während an die anderen geschlüpften Bienen eine Mischung aus Honig und Pollen verfüttert wird. Gelée Royal ist ein Sekret, das in speziellen Drüsen der Ammenbienen produziert wird. Durch diese exklusive Ernährung entwickelt sich aus der Larve eine Königin.
In zwei Völkern beobachteten wir bereits den Auszug eines Vorschwarmes mit der alten Königin. Die neuen Königinnen sind inzwischen geschlüpft. Die Schwarmmenge lag bei etwa 35% der Gesamtpopulation des jeweiligen Volkes. In den anderen Völkern erwarten wir eine Schwarmbildung in den kommenden zwei bis drei Wochen. In drei Völkern wurden bisher keine Weiselzellen entdeckt.
Wir weisen an dieser Stelle nochmals daraufhin, dass in der konventionellen Imkerei die Schwarmtätigkeit, zugunsten eines höheren Honigertrages, verhindert wird. Man spricht hier vom „Ausbrechen“ der Weiselzellen. Wir verhindern die Schwarmtätigkeit bewusst nicht, da mit dem Auszug des Bienenschwarms auch der Bestand der Varroamilben erheblich reduziert wird. Durch eine dann folgende massive Steigerung der Bruttätigkeit wird der Milbendruck auf die Völker stark reduziert.
Die Belastung mit Varroamilben ist in den Monaten März und April, bis Mitte Mai um ca. 0,5% auf insgesamt 0,8% gestiegen. Das entspricht mehr als einer Verdoppelung des Milbenbestandes. Wir führten keine Maßnahmen zur Bekämpfung der Milbe durch. Der Bestand bei den konventionell bewirtschafteten Testvölkern liegt, trotz Behandlung mit Ameisensäure (Verdampfertechnik), bei ca. 1,4%. Dieses Ergebnis liegt um über 40% höher als bei den Testvölkern der Stiftung. Ein signifikanter Unterschied, der sich auf die Bienengesundheit auswirkt. Wir gehen davon aus, dass sich der Bestand bei den Testvölkern, bedingt durch die Schwarmtätigkeit, weiter reduzieren wird, sodass der Unterschied noch größer wird.
Der aktuelle Stand zeigt aus unserer Sicht erste Erfolge der artgerechten Bienenhaltung. Wir hoffen, dass sich dieser Trend weiter ausbauen und verstärken wird.
Herzliche Grüße und
be(e) good
Ihr/Euer
Klaus Heinzel
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